„Würden Sie Ihre Gäste arbeiten lassen?“
„Der Fehler liegt schon im Begriff Gastarbeiter - oder würden Sie Ihre Gäste arbeiten lassen?“. Diese Frage von MdB Armin Laschet (CDU) traf den Kern der Veranstaltung, die sein Bundestagskollege Muhanad Al-Halak (FDP) unter dem Motto „Zusammen_wachsen: starke Stimmen für Europa“ mit seinem Grafenauer Wahlkreisbüro im Reichstagsgebäude organisiert hatte. Neben Armin Laschet hatte er auch die Buchautorin Alexandra von Poschingereingeladen. Im Publikum saßen zudem Vertreter von Vereinen, Verbänden und Organisationen aus dem Bereich der Integration, politische Mandatsträger und Medienvertreter. Dank Liveübertragung auf YouTube konnte die Veranstaltung auch global mitverfolgt werden. Zentrales Thema des Abends: Was bedeuten Grenzen für die Integration und wie können Chancen und Potentiale der Migration eine vielfältige und zukunftsorientierte Entwicklung Deutschlands in Europa fördern?
Moderator David Zloten aus dem Team Al-Halakkündigte den Abend als „spannende Angelegenheit“ an, „da das Thema Integration einen unglaublichen Bogen zwischen allen Bereichen aufspannt“. Und für diesen sorgte gleich zur Einstimmung Alexandra von Poschinger mit der Lesung von zweiGrenzgeschichten aus ihrem neuen Buch „Zusammen_wachsen: starke Stimmen für Europa“ und den Einblicken in ihre Motivation, das Buch zu schreiben. Sie setzte damit die Impulse für einen intensiven Austausch im Podium zwischen Armin Laschet mit seinem über viele Jahrzehnte hinweg schier unendlichen Erfahrungsschatz als Kenner der Integrationsentwicklung in Deutschland und Muhanad Al-Halak mit seiner persönlichen und berührenden Integrationsgeschichte.
Der 34jährige Bundestagsabgeordnete, u. a. stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Inneres und Heimat sowie Berichterstatter für Integration, kam mit elf Jahren zusammen mit seinen Eltern aus dem Irak nach Deutschland. Mit seiner Biografie und seinem beruflichen Werdegang steht der Liberale für eine außergewöhnliche Einwanderungsgeschichte und beispielhafte Integration. „Als Kind denkt man nicht, dass man anders aussieht, ich wollte einfach nur mitspielen. Und diese Freundschaften sind bis heute geblieben“, erinnert sich der Politiker. Er überwand eigene Grenzen, weil er spielen und integriert sein wollte, lernte die deutsche Sprache, ging in die Schule, absolvierte eine Ausbildung, wurde Abwassermeister und kam 2021 in den 20. Bundestag. Einbeeindruckendes Beispiel aus der Erwachsenenwelt wusste Laschet: „Bei uns in Nordrhein-Westfalen arbeiten viele Menschen unter Tage. Dort haben irgendwann alle eine schwarze Gesichtsfarbe und es gilt nur eines: Egal welche Hauptfarbe, was zählt, ist dass ich mich auf Dich verlassen kann“.
Die Debatte um eine erfolgreiche Integration ist eng mit der Diskussion um Grenzen verknüpft. So stellte Moderator David Zloten insbesondereden philosophischen Ansatz persönlicher Grenzen in den Raum. „Zwischen den unterschiedlichsten Lebenswirklichkeiten auf dieser Welt gibt es immer wieder Gemeinsamkeiten der Menschlichkeit, die für Verknüpfung, für gegenseitige Bereicherung, für eine übergreifende Identität der Menschlichkeit stehen, wo sich die Frage nach Grenzen zwangsläufig stellt. Denn wenn wir über globale, menschliche Anknüpfungspunkte reden, dann muss man sich fragen: Wie kann etwas, was allen Menschen gemein ist, wie kann so etwas so unglaublich spannend sein, wie die Vielfalt der individuellen Lebenswege, der Sprachen, der Kulturen, der religiösen Überzeugungen und Weltanschauungen, die wir Menschen buchstäblich „in die Welt gesetzt“ haben? Welche Rollen spielen „Grenzen“ im Sinne des „sich“- und „andere“-Definierens? Dazu diePodiumsteilnehmer aus ihren persönlichen Erfahrungen: „Beide Seiten müssen dazu bereit sein“, sagte Al-Halak und ergänzte: „Die Chancen anzunehmen und sich einzufügen, dann kann es funktionieren. Aber pauschal jemanden auszuschließen ist falsch“. Alexandra von Poschinger fügte hinzu: „In Sachen Integration muss man mutig sein. Wenn ich auf das Fremde zugehe, kommen geordnete Zustände und schon ist die Grenze als Barriere abgebaut.“ Armin Laschet sieht für das wertschätzende Miteinander von Menschen, die in Dreiländerecken leben, große Vorteile: „An der Grenze leben, wie zum Beispiel im Dreiländereck Deutschland, Belgien und die Niederlande, heißt vielfältiger leben als im Binnenland“.
Muhanad Al-Halak, sich stets bewusst, dass seine persönliche Lebensgeschichte in Deutschland eine besondere ist und er im Bundestag zu den 11,3 Prozent Abgeordneten mit Migrationshintergrund zählt, gesteht: „Ich bin meinen Wählern und Kollegen im Bundestag unendlich dankbar und möchte deshalb von allem was ich Positives erfahren habe, etwas zurückgeben. Es ist für mich eine große Ehre, hier im Bundestag sein zu dürfen. Ich bin ein gewählter Vertreter des deutschen Volkes. Hier habe ich das Gefühl, dass ich angekommen bin. Ich bin mir der Verantwortung bewusst und ich werde mich anstrengen, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen“. Laschet, der seinem Kollegen aufmerksam zugehört hatte, fügte hinzu: „Das ist eine beeindruckende Geschichte, ein Lebensweg, der es verdient, weiter verbreitet zu werden. Das was Du sagtest, würde ich von allen 735Abgeordneten erwarten!“
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hatten die Besucher vor Ort und aus dem Livestream die Gelegenheit, persönliche Fragen an die Abgeordneten zu stellen.
Muhanad Al-Halak bedankte sich für den interessanten und erfolgreichen Abend bei Armin Laschet mit regionalen Erzeugnissen aus dem „Heimatviertel“ im Bayerischen Wald und überreichte Alexandra von Poschinger zur Erinnerung an ihre erste Lesung im Bundestag einen kunstvoll bemalten „Buddy Bear Berlin“.