Muhanad Al-Halak

Vermisstensuche mit Hund und Drohne

Zwiesel. Ein Mensch wird vermisst. Bei der Suche wird das Handy auch für die Einsatzkräfte der Rettungshundestaffel Zwiesel immer wichtiger. Doch oft ist das Mobilfunknetz schlecht, was die Vermisstensuche erschwert. Eine spezielle Drohne soll bald Abhilfe schaffen. Die Finanzierung steht bereits. 
Eine Drohne steigt fünfzig Meter hoch auf, wirkt dann wie ein Mobilfunkturm, unter dem im Umkreis von fünf Kilometern ein stabiles 5G-Netz aufgespannt werden kann – das ist der Plan der Rettungshundestaffel Zwiesel gegen Funklöcher bei Einsätzen. 
Für dieses Projekt hat sie sich mit dem Förderverein für einsatzorientierte, gemeinnützige Rettungshundestaffeln in Bayern und der Technischen Hochschule Deggendorf zusammengetan und erfolgreich Geld aus dem Modellvorhaben „Land.Funk“ beantragt. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Ödzemir überreichte auf der Grünen Woche in Berlin einer Delegation aus Zwiesel und München den Förderbescheid über 909 743,72 Euro. Davon sind rund 92000 Euro für die Rettungshundestaffel Zwiesel zur Entwicklung der Drohne bestimmt. 
„Gerade auf dem Land brauchen wir solche innovativen Lösungen, um auch hier die Chancen der neuen Mobilfunkgeneration zu nutzen“, sagten Ödzemir und Muhanad Al-Halak, FDP-Bundestagsabgeordneter aus Grafenau. Mit diesem Programm unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Projekte, die Vorbildcharakter haben und Impulse für ländliche Regionen in ganz Deutschland geben.
„Mit dem Förderbescheid ist die erste große Hürde genommen“, freute sich Rettungshundeführer Franz Xaver Ebner, Geschäftsleiter bei der Gemeinde Spiegelau. Als Digitalisierungsbeauftragter der Kommune nahm er an einer Tagung teil, in der das Projekt „Land.Funk. Anwendungen von Gigabit-Netzen für ländliche Räume“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums vorgestellt wurde. Ebner sah darin eine große Chance für die Rettungshundestaffel Zwiesel: „Viele Einsätze finden unter erschwerten Bedingungen statt, weil es kein stabiles Mobilfunknetz gibt. Und das wollen wir mit unserem drohnenbetriebenen Netzaufbau ändern.“ 
Zu dieser zukunftsorientierten Lösung gehören auch vernetzte GPS-Geräte für die neun geprüften Hunde und die 15, die derzeit ausgebildet werden. „Der Einsatzleiter hat dann die Möglichkeit, alle gleichzeitig zu überwachen und zu koordinieren. Aber auch die Hundeführer können die Flächen, die ihr Hund abgesucht hat, besser überblicken. Das macht vieles leichter“, ist Franz Xaver Ebner überzeugt. 
Als nächster Schritt wird jetzt die Projektbegleitung ausgeschrieben. Dabei handelt es sich um eine umfangreiche Dokumentation, die das Projekt Punkt für Punkt nachvollziehbar macht. Anschließend wird alles mit den Einsatzleitern und Einsatzkräften der Rettungshundestaffel abgestimmt: Was müssen die Geräte können, welche Technik lässt sich am besten umsetzen? 2024 soll das Vorhaben in der Versuchsphase starten, die Testphase dann 2025 abgeschlossen sein, beschreibt Franz Xaver Ebner den Zeitplan. 
Das Ergebnis dieses Vorhabens soll anschließend als Nachahmungsprojekt allen Rettungshundestaffeln zur Verfügung stehen.
Die Rettungshundestaffel Zwiesel (RHS) wurde im Jahr 1992 gegründet und ist eine von drei einsatzfähigen Rettungshundestaffeln im Bayerischen Wald. 2004 erfolgte die Angliederung an den „BRH Bundesverband Rettungshunde e.V.“. Aktuell zählt die RHS Zwiesel rund 90 Mitglieder, davon neun geprüfte Rettungshundeführer mit geprüften Flächensuchhunden, rund 20 Suchtrupphelfer sowie 15 Hundeführer in Ausbildung. 
Die RHS ist ein gemeinnütziger Verein mit einem einzigen Ziel: Vermisste Personen mit Hilfe von Rettungshunden zu suchen und zu finden. Große und sehr schwer zugängliche Gebiete können mit Hilfe von speziell ausgebildeten Rettungshunden sehr schnell und effektiv nach Personen abgesucht werden. Bei Einsätzen ist die RHS weit über die Landkreisgrenzen hinweg unterwegs. Da die RHS keinen öffentlichen Träger und auch keinen Zugang zu staatlichen Fördermitteln hat, finanziert sich die Organisation fast ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. − hw/bbz