Muhanad Al-Halak

Strom und Gas bereiten die meisten Sorgen

Neuschönau. Fünf mittelständische Unternehmer aus Grafenau und Tittling an einem Tisch im Landgasthof Euler mit dem Bundestagsabgeordneten Muhanad Al-Halak: Sie schilderten dem FDP-Politiker in seiner Veranstaltungsreihe „Jetzt mal ehrlich!“, welche Sorgen sie derzeit umtreiben und wie ihnen veränderte Rahmenbedingungen das Wirtschaften erleichtern könnten.
Auf der Prioritätenliste ganz oben steht der Wunsch nach klaren und verlässlichen Informationen: „Wir müssen jetzt wissen, ob wir im nächsten Winter noch Gas bekommen oder nicht. Dann können wir die Zeit von August bis Oktober nutzen, uns Alternativen zu suchen.“ 
Rudolf und Fabian Schremmer, Senior- und Juniorchef von B&S Blech mit System, Günther Braunreuther und Sebastian Haydn von der BHB Anlagentechnik GmbH sowie Gerhard Biebl, Geschäftsführer der Pulverbeschichtungs GmbH & Co. KG in Tittling bezeichneten sich in dem Gespräch selbst als „Unternehmer mit Herzblut.“ Nicht einmal jetzt im Dauerkrisenmodus sei ihnen nach Resignation zumute. Es tue aber gut, einmal einem Abgeordneten die Probleme schildern zu können, die sie umtreiben: unsichere Gasversorgung, hohe Stromkosten, Störungen in der Lieferkette, fehlende Bauteile, ständig steigende Preise und eine überbordende Bürokratie. 
„Wir haben einen Stammkundenanteil von 99 Prozent. Diesen Kunden begegnen wir mit maximaler Offenheit und Transparenz, damit sie uns erhalten bleiben“, berichtete Fabian Schremmer, der seine Karriere bei der Polizei an den Nagel gehängt hat, um Unternehmer zu werden. Der Nachfolgeprozess im Familienbetrieb laufe hervorragend. Es sei sicher einfacher, in eine bestehende Firma einzusteigen als neu zu gründen, waren sich die Gesprächsteilnehmer einig. „Ich täte es mir in der heutigen Situation nicht mehr an“, sagte Gerhard Biebl. 
Ein Kritikpunkt in dem Gespräch war auch der fehlende Nachwuchs im Handwerk. Die meisten Eltern glaubten noch immer, Abitur und Studium seien die beste Wahl für ihre Kinder; Ausbildungsberufe hätten ein schlechteres Image, klagte Rudolf Schremmer, der in Muhanad Al-Halak einen hervorragenden Botschafter für die berufliche Bildung sah. „Für mich ist es ein gutes Zeichen, dass es ein Abwassermeister in den Bundestag schafft. Ich selbst habe auch nur die Hauptschule absolviert, mich aber ständig weitergebildet und erfolgreich eine Firma aufgebaut“, stellte der Unternehmer fest. Er empfinde es als großen Vorteil, die Erfahrungen als Praktiker in seine Arbeit im Bundestag einbringen zu können, lautete die Antwort von Muhanad Al-Halak. Der Abgeordnete will sich für eine Bildungswende einsetzen, denn „der Mensch fängt nicht beim Akademiker an!“ 
Günther Braunreuther und Sebastian Haydn befürchteten, dass der Anhängigkeit von Russland die Abhängigkeit von China folge. Ihre Firma merke das jetzt schon daran, dass Bauteile gar nicht oder sehr spät geliefert würden. In den vergangenen Jahren sei zu viel Know-how nach Fernost exportiert worden. Die Unternehmer hofften, dass die Politik aus den Erfahrungen mit Russland Konsequenzen zieht und die Produktion im eigenen Land wieder fördert, um autarker zu werden. „Die Gaskrise hat uns in aller Schärfe gezeigt, wo die Probleme liegen. Jetzt müssen wir handeln“, verlangte Gerhard Biebl. 
Die Forderung der Unternehmer: Sie möchten „machen dürfen“ statt immer wieder von bürokratischen Vorschriften gehemmt zu werden. „Die Dynamik der öffentlichen Hand passt nicht zur Dynamik der Betriebe. Der Mittelstand hat das Problem gelöst bevor die Politik gemerkt hat, dass es eines gibt“, stellte Fabian Schremmer fest. Als Beispiel wurden in der Gesprächsrunde die Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise 2015 genannt. Man wollte Leute einstellen, die Antragsformulare stellten aber eine nahezu unüberwindliche Hürde dar. „Die Weichen für Zuwanderung wurden viel zu spät gestellt. Ohne Migranten werden wir aber unser Fachkräfteproblem nicht lösen“, sagte Rudolf Schremmer. In diesem Punkt seien konkrete Verbesserungen schon beschlossen, war die Antwort von Muhanad Al-Halak, der nichts davon hält, die Verantwortung für schief gelaufene Entwicklungen zwischen Regierung und Opposition hin- und herzuschieben. „Wir müssen die Probleme gemeinsam lösen!“ − eb