Muhanad Al-Halak

Für Pellets stirbt kein einziger Baum

Hengersberg/Grafenau. Es dürfte eine bestätigende Botschaft sein für die vielen holzverarbeitenden Waldbesitzer und Betriebe im baumreichen Bayerwald: „Für das Heizmaterial Pellets stirbt kein einziger Baum im Wald. Pellets fallen als Reststoffe bei der Holzverarbeitung an. Holzwärme ist eine erneuerbare Wärmequelle und muss es bleiben. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) darf in der geplanten Form nicht verwirklicht werden!“ Diese Botschaft nahm der FDP-Bundestagsabgeordnete Muhanad Al-Halak aus Grafenau von seinem Besuch bei der Schwaiger Holzindustrie in Hengersberg mit.
Die beiden Geschäftsführer Josef und Katrin Schwaiger zeigten dem Politiker gemeinsam mit Michael Miedl, dem Leiter Betriebsentwicklung, auf einem Rundgang über das Gelände des 112 Jahre alten Familienbetriebes mit 300 Mitarbeitern, wie die Kreislaufwirtschaft in dem Unternehmen funktioniert, das aus Sägewerk, Pelletwerk und Biomasseheizkraftwerk besteht. „Eigentlich sollten wir dafür den Umweltpreis bekommen. Stattdessen wirft uns die Politik in Berlin Prügel zwischen die Füße“, ärgerte sich Josef Schwaiger.

„Auch wenn man Brot schneidet, fallen Brösel an“

„Auch wenn man Brot schneidet, fallen Brösel an. So ist es auch bei uns. Wir schneiden Bretter und aus den Bröseln machen wir Pellets“, schilderte Katrin Schwaiger die Grundsubstanz für die Presslinge. Die anfallenden Sägespäne kämen in einer acht Zentimeter dicken Schicht auf 32 Meter lange und sechs Meter breite Bänder und würden bei 85 Grad bis zu 20 Minuten getrocknet. Sie gelangten dann über das Trockenspan-Silo mit 3800 Kubikmeter Fassungsvermögen in die acht Pressen. Pro Stunde würden so bis zu 3628 Tonnen Pellets hergestellt. Die notwendige Energie für den Produktionsprozess lieferten die betriebseigenen Biomasseheizkraftwerke, die als Heizmaterial die im Sägewerk anfallende Rinde verwendeten, wird MdB Muhanad Al-Halak bei dem Treffen informiert. 
Die Biomasseheizkraftwerke produzierten zusätzlich so viel Strom, um den Jahresverbrauchs des gesamten Betriebes zu über einem Drittel zu decken. Um diese Stromproduktion aus erneuerbaren Energien noch zu erhöhen, werden zu den bestehenden Photovoltaikanlagen mit 540 kW aktuell noch 1950 kW gebaut, noch weitere 1350 kW sind in Planung, erfuhr der Grafenauer Politiker. 
„Nachhaltiger geht es nicht“, betonten Josef und Katrin Schwaiger, die Nachbesserungen am geplanten Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung für dringend nötig halten. Von den Änderungen würde einseitig die Spanplattenindustrie profitieren, denn sie verwende die gleichen Rohstoffe wie für Pellets.
Es könne nicht sein, dass die Wärmequelle Holz aufgrund falscher oder fehlender Informationen abgeschafft werde, sagte auch Michael Miedl, der sich an die jüngsten Auseinandersetzung um die kleine Wasserkraft erinnert fühlte. Sie sollte nach den ursprünglichen Plänen ebenfalls nicht mehr zu den erneuerbaren Energien zählen, was aber nach massiven Protesten verhindert wurde (PNP berichtete mehrfach). MdB Muhanad Al-Halak hatte sich erfolgreich für die kleine Wasserkraft eingesetzt, die vielen Argumente für diese Energiequelle nach Berlin getragen. „Das will ich jetzt auch für Holz- und Pelletheizungen tun“, versprach der FDP-Politiker bei seinem Firmenbesuch. Hoffnungsvoll stimme ihn, dass die parlamentarischen Beratungen im Bundestag gerade erst begonnen hätten.

Wie Wasserkraft-Debatte auch nach Berlin tragen

Im Jahr 1999 seien in ganz Deutschland 900 Pelletheizungen gelaufen, inzwischen seien es circa 700000, berichtete Josef Schwaiger, der 2006 das Pelletwerk in Betrieb genommen hat, um einen geschlossenen Kreislauf zu schaffen: „Bei uns gibt es keinen Abfall. Es ist alles Biomasse!“ Das Rundholz, das in der Firma in Hengersberg geschnitten werde, komme aus der Region oder aus Gebieten, in denen wegen Käferbefalls oder Windwürfen große Mengen Schadholz anfielen. Sowohl Rund- als auch Schnittholz würden auf Zügen zum Werk und von der Fabrik zu den Häfen transportiert, um in alle Welt verschickt zu werden, derzeit vor allem in die USA und nach China.

„Unser Kreislauf hat bisher bestens funktioniert“

„Unser Kreislauf hat bisher bestens funktioniert. Wir wurden als vorbildlich gelobt und plötzlich soll das alles nicht mehr gelten?“, zweifeln Josef und Katrin Schwaiger die geplanten Änderungen an: Holzpellets zur Wärmeversorgung sollen in Neubauten ab 2024 komplett verboten werden. In bestehenden Gebäuden dürften sie nur in Verbindung mit einem Pufferspeicher und in Kombination mit Solarthermie oder Photovoltaikanlagen sowie staubmindernden Maßnahmen zum Einsatz kommen. 
„Diese zusätzlichen Verpflichtungen gelten ausschließlich für Holz. Damit wird ein faktischer Marktausschluss provoziert und die derzeit wichtigste erneuerbare Wärmequelle Holz massiv ausgebremst“, folgert Michael Miedl, der Leiter Betriebsentwicklung. Das Unternehmen Schwaiger hat aus dieser unsicheren Lage eine erste Konsequenz gezogen, wie Josef Schwaiger ankündigte: „Wir stehen bei Investitionen auf der Bremse!“ − pnp