Muhanad Al-Halak

„Bei der Wasserkraft die zweite Stufe zünden!“

Bayerisch Eisenstein. „Es ist ein Riesenerfolg, dass die kleine Wasserkraft weitergefördert wird und ihr die Ampel-Koalition in Berlin das gleiche überragende Interesse zuschreibt wie Wind oder Photovoltaik. Aber wir müssen jetzt den zweiten Schritt gehen, um wirklich vorwärts zu kommen!“, sagt Muhanad Al-Halak. Wie dieser Schritt aussehen kann, besprach der Grafenauer FDP-MdB mit dem Umweltingenieur Christoph Pfeffer, dessen Familie seit 1998 an der Seebachschleife ein Elektrizitätswerk betreibt. 
Wichtig sei es, die wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren für kleine Wasserkraftanlagen, die derzeit oft zehn Jahre dauerten, drastisch zu verkürzen, um die Potenziale der Wasserkraft auch schnell nutzen zu können. „Wir brauchen hier dringend eine Beschleunigung“, verlangte Christoph Pfeffer. Sinnvoll wäre es beispielsweise, eine Positivliste für die Behörden zu erstellen. Wenn gewisse Mindeststandards erfüllt würden, könnten diese Punkt für Punkt einfach abgehakt werden. Es muss dann nicht mehr jedes Detail individuell geprüft werden. Für die Zukunft setzt Pfeffer vor allem auf „Repowering“: Alte Wasserkraftstandorte sollten neu durchdacht und technisch grundlegend erneuert und gleichzeitig ökologisch optimiert werden, damit sie einen Standort bestmöglich nutzen und dabei die Umwelt schonen. „Das ist kostenintensiv, aber dann liefert die Anlage auch wieder hundert Jahre stabil CO2-freie Energie für die Region“, sagte der Umweltingenieur. 
Die Anlage an der Seebachschleife bezeichnete Pfeffer als bestes Beispiel dafür, was in der Wasserkraft noch stecke. Die E-Werke seien in den vergangenen Jahren laufend ausgebaut und modernisiert worden und lieferten so heute die zehnfache Menge der ursprünglichen Leistung trotz der höheren ökologischen Standards. Der produzierte Strom reiche für über 2000 Menschen. „Damit ist die Gemeinde Bayerisch Eisenstein bereits jetzt rechnerisch autark“, schilderte der Umweltingenieur MdB Muhanad Al-Halak auf dem gemeinsamen Rundgang über das Betriebsgelände mit den verschiedenen Turbinen, die der Arberseebach und der Große Regen antreiben. 
„Die Wasserkraft speist permanent CO2-freien Strom in das öffentliche Netz. Sie könnte im Energiemix der Zukunft oder in Krisenzeiten aber noch viel mehr leisten. Sie funktioniert beispielsweise wie ein Notstromaggregat, das uns regional weiter versorgen kann, wenn andere Lieferwege ausfallen“, folgerte der FDP-Politiker, der sich für eine Potenzialanalyse stark macht. 
Deutschland brauche jetzt auch Speicher, um die Energieversorgung auf Dauer zu gewährleisten und dabei könnten Mittelgebirgsregionen wie der Bayerische Wald interessante Standorte werden, insbesondere, wenn für die Energiespeicher Strukturen vorhandener Wasserkraftanlagen ohne größere neue Eingriffe in die Natur dazu genutzt werden können. Der TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit, mit dem Christoph Pfeffer gerade in einem Forschungsprojekt zu Minipumpspeichern zusammenarbeitet, könnte dabei wichtige Erkenntnisse und Ergebnisse liefern. 
„Speicher arbeiten wie Energie-Jongleure. Wir könnten auf Abruf Stromüberschuss hineinschieben und bei Bedarf wieder herausnehmen wie bei einem Akku“, erklärte Pfeffer, der den Gemeinden zu einer Bestandsaufnahme riet: „Was haben wir schon vor Ort und wie können wir die Wasserkraft noch intelligenter nutzen? Wie können wir sie mit Speichern nachrüsten oder mit anderen Energieformen wie Photovoltaik oder Biogas so kombinieren, dass damit die Grundversorgung der Bevölkerung zum Beispiel in einer Krise sichergestellt werden kann?“ Al-Halak und Pfeffer waren sich einig: Wasserkraft ist eine echte Chance für die Zukunft. − pnp